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Geschrieben von Rezo am 27.08.2014 um 11:29:
Führen
Wie führt ihr euer Pferd?
Man hört ja immer wieder verschiedenes:
1. Pferd muss nebenher laufen
2. Pferd darf mit der Nase nicht weiter vor als des Führers Schulter
3. Pferd muss hinter dem Menschen laufen
Ich habe Nr. 2 gelernt, und mich damit auch bisher am wohlsten gefühlt. Mit Ourgon durchlaufe ich immer alle Nummern, je nach Gemütszustand seinerseits

Aber ich korrigiere ihn dann jeweils wieder so, dass er die Nr. 2 macht.
Nur sagt mir Besi immer wieder, ich müsse das Pferd wie bei Nr 1 führen, weil sonst könnten die Pferde mich ja beissen und weiss ich nicht was (

).
Na gut, hab ich dann mal bei Rezo ausprobiert. Mit dem Ergebnis, dass er dann mal die Nase ins Gras senkte und mich mit seiner Schulter wegdrückte. Na super... Und es macht mir eigentlich auch Sinn, wenn ich lese, dass man dem Pferd die Führung abgibt, wenn es mit der Nase vor einem selbst läuft.
Wie ist das in der Natur, wie weit nach vorne darf denn der Rangniedrigere zum vordersten (soweit ich weiss, ist zuvorderst meist die Leitstute, zu hinterst der treibende Hengst?)? Doch auch etwa Schulterhöhe, nicht?
Ich hab auch mal noch was Interessantes diesbezüglich gelesen:
Das neben her laufen kommt von der Zeit vom Militär, das hat nichts mit Erziehung zu tun, sondern im Krieg war das Pferd die Deckung für den Soldaten bei einem Schusswechsel!
Was meint ihr? Was macht ihr?
Geschrieben von Nýpa am 27.08.2014 um 11:54:
Also ich führe meistens auch auf Nr. 2 - sprich Kopfhöhe. Direkt gefolgt von Nr. 3, denn manchmal ist hinter mir eben auch wichtig.
Kopfhöhe empfinde ich am sinnvollsten, weil ich dann am besten korrigieren kann, wenn es denn nötig ist. Und komischerweise wollte mich noch kein Pferd beißen, nur weil es vielleicht ein paar Zentimeter weiter vorne laufen durfte als es gewohnt war.
Auf Schulterhöhe laufe ich eher selten, vielleicht mal ein paar Meter zwischen Anbindeplatz und Stall oder so. Wenn wir gemeinsam müde nach dem Ritt in Richtung Paddock trotten oder so.
Ich geb zu, wenn ich im normalen Umgang nicht grad ein Problempferd am Start hab und alles rundläuft, dann ist mir ein Stück weiter vor oder hinten egal. Wobei selbst da ja meist die gelernte Position eingenommen wird. Wenn ich natürlich Bodenarbeit machen möchte, dann ist die korrekte Position schon wichtig und gerade die Nr. 2 ist für mich für viele Übungen da ein klarer Favorit.
Geschrieben von Jalna am 27.08.2014 um 11:56:
Ich muss sagen, dass es bei mir Pferde abhängig ist. Bei Snerpa, der "alten" Stute muss man nicht wirklich darauf achten, was sie am Strick macht. Die läuft einfach mit. Je nach Motivation mit dem Kopf auf meiner Höhe oder einen halben Schritt davor oder dahinter. Die drängelt weder noch rempelt sie und wenn sie sich zwischendurch ein Maul voll Gras mitnimmt, dann geht das so nebenbei und ohne das Tempo zu verändern, dass es mich auch nicht stört.
Bei Fjóla dagegen habe ich von Anfang an darauf geachtet, dass sie nicht hinter mir läuft. Eben weil sie noch sehr jung war( kam als Absetzer zu mir) und da möchte ich sie lieber im Blick haben, bevor sie einen Satz macht und mich umrennt. Jetzt, 3-jährig, ist die Welt zwar auch noch furchtbar spannend, aber sie läuft neben mir und lässt sich auf kleine Zeichen hin bremsen oder treiben.
Geschrieben von Velvakandi am 27.08.2014 um 12:46:
RE: Führen
| Zitat: |
Original von Rezo
Wie ist das in der Natur, wie weit nach vorne darf denn der Rangniedrigere zum vordersten (soweit ich weiss, ist zuvorderst meist die Leitstute, zu hinterst der treibende Hengst?)? Doch auch etwa Schulterhöhe, nicht? |
Ich bin ja aber als Mensch nicht der Herdenboss, damit wäre meine Position ja angreifbar, denn in jeder normalen Herde kann es auch jederzeit zum Führungswechsel kommen.
Ich bin nicht der Boss, ich bin noch obendrüber, ich bin quasi Gott (ohne irgendwem auf die Füße treten zu wollen

). Und damit ist es für meine Position völlig unerheblich ob ich vor, hinter, auf, unter oder neben dem Pferd führe, das Pferd sol mich aus JEDER Position respektieren und das ist in der Regel den meisten Pferden nach wenigen Minuten völlig klar, oder sie stellen es gar nicht erst in Frage (je nachdem wie antiauthoritär sie vorher erzogen waren *g)
Daraus ergibt sich, dass ich meine Pferde ganz unterschiedlich führe ohne irgendwie gesondert drauf zu achten - Hauptsache sie bewegen sich im gewünschten Tempo in gewünschte Richtung ohne dabei auf meinen Zehen zu stehen. Alles andere ist doch nebensächlich.
Geschrieben von Lieschen am 27.08.2014 um 12:57:
Bei mir wird auch so geführt, wie es in der Situation gerade am besten paßt. Ich verlange nur strikt, daß Pony nicht im Strick hängt, auf feine Signale reagiert und mir nicht auf die Füße stelzt.... Eine fest bestimmte Position ginge bei uns schon gar nicht, weil ich manchmal mehr als ein Pony am Strick habe und evtl. durch Engpässe muß.
Geschrieben von Wisy am 27.08.2014 um 13:03:
Yep, gehe mit Velvakandi total konform, der Gottmodus lässt es vollkommen unerheblich machen, an welcher Position ich führe

. Sollte ein Pferd diesen Modus nicht akzeptieren beim Führen und anfangen zu rempeln, zu ziehen oder sonstiges Zeugs machen, wird das
sofort gerügt

.
Geschrieben von Helmingur am 27.08.2014 um 13:14:
Ich glaube, ich bin meist so zwischen 1 und 2.
3 mag ich eher nicht, weil ich dann nicht sehe, was das Pferd macht.
Bin aber prinzipiell ganz bei euch, Velvakandi, Lieschen und Wisy.
Ich bin momentan immer mit zwei Pferden unterwegs, da muss man immer mal flexibel sein.
Wenn wir zum Beispiel einen kleinen Trampelpfad gehen, schick ich einen vor und einen hinter mich, das klappt gut.
Geschrieben von Zambezi am 27.08.2014 um 13:33:
So seh ich das auch. Das Pferd muss sich mir anpassen beim Führen, der Strick hängt eigentlich immer durch ... im Prinzip bräuchte ich gar keinen Strick, denn mein Pferd läuft auch so neben mir her, meistens in einer Position zwischen 1. und 2.
Position 3 benutze ich selten, denn ich habe mein Pferd ganz gerne im Blick, um rechtzeitig reagieren zu können, wenn es irgendwelche Ideen hat. Natürlich gibt es aber auch Situationen, in denen diese Führposition angebracht ist, Engstellen o.Ä.
Pferde, die ich nicht kenne, führe ich in Position 1, denn auf Schulterhöhe fühle ich mich am sichersten.
Geschrieben von picada am 27.08.2014 um 14:18:
Als Famosa noch nicht allzu lange bei mir war, hat mich dieses Thema auch beschäftigt. Im alten Stall wurde gelernt, dass das Pferd nebenher laufen soll, im jetzigen Stall sollen die Pferde hinter einem gehen - das hat mich zu Beginn sehr irritiert. Na ja, unterdessen muss ich sagen, dass es wirklich keine sehr grosse Rolle spielt, Famosa passt sich nun an. Sie ist beim Führen eh absolut unproblematisch.
Generell denke ich auch, dass alle Varianten "richtig" sind, Famosa darf lediglich nicht überholen, d.h. sie muss mit ihrer Schulter immer hinter meiner bleiben und soll mir auch bitte nicht auf die Füsse stehen ;o)
Geschrieben von Yuki am 27.08.2014 um 15:08:
Kann mich eigentlich nur anschließen.
Bei meinem Buben ist das so das er geht wo wir es gerade brauchen.
Beim Engpass von der Koppel hinter mir.
Beim von a nach b führen überlasse ich es ihm ob er hinten oder weiter vorne gehen möchte aber immer seitlich auch den abstand variieren wir weil oft ganze bäche nach dem regen bei uns sind und da geht dann einer links und einer rechts.
Und wenn wir bodenarbeit oder spiele machen bin ich eigentlich 90% auf höhe seiner schulter außer es wird anders benötigt.
Und das meine füße vorrang haben ist auch klar
Geschrieben von Wisy am 27.08.2014 um 16:11:

Geschrieben von snappy am 27.08.2014 um 21:55:
Normalerweise führe ich meine Ponies wie 2. und 3.
Da die Bande aber sehr respektvoll ist und niemals nie nicht mich anrempeln oder gar umrennen würden, sehe ich es nicht so eng, wenn die Ponies mal etwas weiter nach vorne kommen.
Jetzt möchte ich mit meinem Falben bei einer Gelassenheitsprüfung nach FN teilnehmen.
Hier wird gefordert, dass der Führende in Höhe des Halses oder der Schulter des Pferdes geht. Mir persönlich ist hier das Pferd zu weit vorne....schließlich will ich zuerst durch ein Tor etc. gehen.
Naja, egal, wird das Pferd bei der GHP eben anders geführt, mein Gaukur macht das auch noch mit, ohne meinen Geisteszustand anzuzweifeln
Geschrieben von Felischa am 27.08.2014 um 23:31:
je nach Bedarf, bei Gehorsamsaufgaben verlange ich schonmal das sie hinter mir gehen, wenn das geklärt ist auch mal neben oder vor mir.
Im Strassenverkehr habe ich sie ungern im Nacken weil sie beim erschrecken doch die Tendenz haben einem in die Hacken zu springen und man sieht nicht was sie da gerade veranstalten.
Aber ein absolut "statisches"
das muss so sein..das gibt es bei mir nicht mehr, denn die lieben Ponys funktionieren einfach nicht nach schwarz weiss sondern erfinden immer wieder neue Grautöne
Geschrieben von Ástrida am 28.08.2014 um 15:50:
| Zitat: |
Original von Wisy
Yep, gehe mit Velvakandi total konform, der Gottmodus lässt es vollkommen unerheblich machen, an welcher Position ich führe
. Sollte ein Pferd diesen Modus nicht akzeptieren beim Führen und anfangen zu rempeln, zu ziehen oder sonstiges Zeugs machen, wird das sofort gerügt
. |
Gottmodus ist gut *lol* so hatte ich das bisher noch gar nicht betrachtet...
Aber ich sehe es genauso! Man muss die Position der Situation anpassen können.
Was ist, wenn ich im Gelände durch einen Engpass führen muss? Ich muss vor dem Pferd laufen und erwarten können, dass es brav folgt. Also muss das sitzen! Wäre blöd wenn Pferd nur mit mir an der Seite brav ist...
Wenn ich mein Pferd aus dem Paddock hole schicke ich es am Strick voraus, dann muss es warten, damit ich den Paddock wieder schließen kann. Wird das genutzt, um mal eben nach Gras zu haschen gibt es Mecker, denn das empfinde ich als rüpelig (schließlich stand bis vor einer Minute genug Futter da).
Oder beim Verladen: da schicke ich Pferd auf den Anhänger, damit ich hinten die Stange schließen kann bevor ich nach vorn zum Anbinden gehe! Alternativ (wenn ein Helfer da ist) laufe ich vor dem Pferd auf den Anhänger. Auch da muss es folgen.
Natürlich übt man das...ist für mich aber ein Basic der gleichen Kategorie wie brav Füße geben und überall anfassen lassen. Meine Erfahrung bisher war auch, dass junge Pferde das oft besser machen, weil sie die Körpersprache (wenn richtig angewendet) besser lesen und darauf reagieren als Oldies, die bereits aufgrund mangelnder Konsequenz gelernt haben, dass man solche Signale ignorieren kann. Dann muss man deutlicher werden und die Rangfolge klären.
Ich bekomme jedesmal Zustände, wenn ich so Kombis sehe, wo diese Basics nicht sitzen. Erst vor ein paar Tagen wieder: Hannoveraner Fohlenschau, Mamastute hat nach einer Runde keine Lust mehr, weiß aber genau wo der Ausgang aus der Dreiecksbahn ist und dongt ihren führenden Menschen stumpf zur Seite. Und der hat nicht einmal mit Trense etwas zu melden...Das hätte mein Youngster nicht mal als Jährling gemacht... schon klar, sind ja Zuchtstuten, nur dazu da, um jedes Jahr abzufohlen...Aber warum macht man sich nicht wenigsten die Mühe denen beizubringen sich vernünftig führen zu lassen? Ich kann mir bildlich vorstellen was ein Schmied oder Tierarzt sich erst über so ein Pferd freut
Geschrieben von Rezo am 28.08.2014 um 15:58:
Danke für eure zahlreichen Antworten
Grundsätzlich finde ich, habt ihr recht. Das Pferd muss sich von allen Seiten her führen lassen. Bei Ourgon ist das auch gar kein Thema, ich kann auch ganz hinter ihm stehen und ihn schicken. Der versteht mich immer, und bei ihm hab ich auch NIE ein Thema bezüglich "wer hat jetzt die Führung". Wir finden uns da immer irgendwie ganz harmonisch, schon sehr eingespielt.
Bei Rezo siehts anders aus. Erstens einmal ist er klar ein Pferd, was Führung braucht (Ourgon nicht), und die kann ich ihm mangels eigener Unsicherheit manchmal nicht geben (im Sattel), was sich natürlich auch auf den Boden auswirkt. Er versteht auch überhaupt nicht, wenn ich jetzt plötzlich mal hinter ihm gehe (zB wenn ich beide Pferde dabei habe und sie hintereinander gehen müssen, bin ich in der Mitte. Da muss ich zwangsläufig Ourgon vorausschicken, weil Rezo das nicht kann/will whatever). Und bei ihm merke ich, wenn er vor mir läuft, ich auf Schulterhöhe, funktionierts nicht mehr wirklich. Er respektiert mich nicht wirklich, und übernimmt sozusagen die Führung, was er eigentlich aber gar nicht gerne macht.
Er ist nicht meine RB, dementsprechend hab ich ihn selten an der Hand. Und wenn, bestehe ich darauf, dass er mich nicht überholt. Weils auch einfach eklig ist, denn der gute meint dann, er müsse das Tempo bestimmen, und zieht enorm vorwärts (und da kann man korrigieren wie man will, da er mich ja dann nicht mehr als Führer ansieht, macht ers nach 5sec sofort wieder). Lasse ich ihn konsequent nur neben mir gehen, habe ich das Theater und die Diskussionen nicht. Mehr erwarte ich drum von einem Pferd, welches ich selten betreue, auch gar nicht
Ich denke, würde ich intensiv mit ihm arbeiten, ginge es auch mit ihm bestimmt irgendwann ohne Theater
Ourgon hat das von klein auf gelernt (von allen Seiten her führen), Rezo kennt das nicht, Besi geht ja nie raus.
Geschrieben von Pika am 28.08.2014 um 16:30:
Ich glaube, dass jedes normal sozialisierte Pferd das Führen aus allen Positionen heraus kennt. (Um so roher, desto besser.) Denn in der Pferdeherde passiert nichts anderes.
Entscheidend ist meiner Meinung nach, ob ein Pferd den Menschen als führungsgeeignet
anerkennt.
Mein kleiner Welsh ist ein "Weichei". Sobald ich etwas mehr Energie abgebe, hat er kein Vertrauen mehr und sucht lieber das Weite. Bin ich also etwas übellaunig, spiegelt mein kleiner das sofort. Ich muß mich dann enorm zurück nehmen und "die Spannung runterfahren". Wenn ich ihn rufe, prüft er zuerst und entscheidet dann, ob er kommen kann. Mein langer Arbeitsstrick (nutze ich auch als Halfterstrick) erlaubt mir alle Positionen am Pferd (vorne, neben, hinter; bis zu 4m entfernt) einzunehmen. Wenn ich ihn am Halfter habe und er vertrauen hat, läßt er sich führen, egal wo ich mich befinde.
Gruß Hilke
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