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Geschrieben von yrja am 06.01.2023 um 13:22:

 

*aus der Versenkung auftauch* (Weil voll mein Thema...)

Ich wäre auch sehr interessiert an einem Video von einem wirklich "korrekt strampelnden" Pferd, habe ich noch nie gesehen.

Mein Ise ist mittlerweile doch recht weit ausgebildet - aber eben *überhaupt* nicht spektakulär, sondern "nur" stabil, gerade, korrekt. (Was haben wir gearbeitet, um die hypermobile Lende zu stabilisieren, Himmel!).

Das sieht ganz ehrlich überhaupt nicht nach viel aus. Der Tölt z.B. ist nach wie vor relativ langsam, dafür macht er vom Gefühl her so eine geile "Kugel". Das sieht man aber den Beinen unten deswegen nicht an... Meinem Verständnis nach entsteht das Strampeln gezwungenermassen grösstenteils über den Kopf-Arm Muskel, der halt inaktiv ist, wenn die Rumpfträger richtig arbeiten.

(Und - rein theoretisch kann er strampeln, der Jungpferdeprüfung und den Eltern nach...)

Ich hoffe, ich muss noch JAHRELANG kein Pferd suchen, worauf man alles achten muss, wenn man möchte, dass es wirklich tragfähig & gesund ist... puhhh



Geschrieben von Marianna am 07.01.2023 um 16:57:

 

Yria, wie hast du dein Pferd stabil bekommen?
Unser Ziel liegt in unspektakulär und stabil. Ich hatte immer verstanden, dass die Pferde so länger halten. Mein Pferd hat heute eine schöne Batida gezeigt ohne große Aktion. Die Reitlehrerin und auch ich fanden das toll. Sie hat selber Isländer und hat auch die Stabilität des Pferdes zum Ziel. Klärt mich gerne auf. Ich lerne immer gerne was dazu. Mein Bub hat einen ordentlichen Hals und ist im Lendenbereich instabil. Unsere Stute ist mehr im Halsbereich schwammig. Ich hoffe ihr versteht was ich meine.



Geschrieben von yrja am 09.01.2023 um 11:46:

 

Ich habe das Glück, dass meine RL ua auf Hypermobilität spezialisiert ist, und soo schwer war unser Fall auch nicht. Schwachpunkt bei ihm definitiv (auch) der Lendenbereich. Ich beschreibe es mal etwas, aber es ist viel Arbeit und relativ komplex - also nicht mal unbedingt, was man letztlich macht, aber das Pferd wirklich da abzuholen, wo es hilft, und die "richtige" Übung zu finden finde ich gar nicht so einfach. Und man überfordert die Pferde erstaunlich schnell mit "simplen" Dingen, wenn man den Punkt gefunden hat (siehe Beispiel weiter unten).

Bei uns war es viel "richtig" und gefühlt streng Longieren (am Kappzaum, vorsichtig aufgebaut, gymnastisch sinnvoll, länger werdende Intervalle in Trab und dann auch Galopp), und später in Intervallen ausreiten. Beides, um allg den Tonus zu födern. Das ist/war ein ganz wesentlicher Grundpfeiler.

Dann natürlich ergänzend mit gymnastischen Übungen den Rumpf/Bauch ansprechen, dass der wirklich stabil hochkommt. (Es gab eine Zeit, in der der arme Knopf eigentlich ständig Bauchschmerzen hatte, weil er sich dermassen übernahm im Versuch, es richtig und gut zu machen, da hatten wir rel. häufig dann auch die Osteo dran.)
Das ist etwas, was ich bei kaum einem Tölter sehe ehrlich gesagt, schon gar nicht den spektakulären - der Rumpf zeigt eigentlich immer nach unten.

Unsere Übungen waren dabei sehr, sehr lange "Basis", also keine Seitengänge etc., weil er das noch nicht richtig umsetzen konnte, sondern im Grunde immer in der Lende steckenblieb. Also vieles war darauf fokussiert, von einem "Ziehen der Vorhand" (was oft mit Schub verwechselt wird!) allmählich weg zu kommen und eben echten Schub aus der HH zu entwickeln, der über einen entsprechenden Tonus dann auch ankommt.

Zitat:
Original von Marianna
Yria, wie hast du dein Pferd stabil bekommen?
Unser Ziel liegt in unspektakulär und stabil. Ich hatte immer verstanden, dass die Pferde so länger halten. Mein Pferd hat heute eine schöne Batida gezeigt ohne große Aktion. Die Reitlehrerin und auch ich fanden das toll. Sie hat selber Isländer und hat auch die Stabilität des Pferdes zum Ziel. Klärt mich gerne auf. Ich lerne immer gerne was dazu. Mein Bub hat einen ordentlichen Hals und ist im Lendenbereich instabil. Unsere Stute ist mehr im Halsbereich schwammig. Ich hoffe ihr versteht was ich meine.



Geschrieben von Zambezi am 09.01.2023 um 12:49:

 

Die Tragfähigkeit eines Pferdes hängt von vielen Faktoren ab. Auf ein zierliches Welsh-B-Pony würde ich maximal einen schlanken Jugendlichen setzen. Welsh Cobs sind m.E. ohne Weiteres für einen Erwachsenen geeignet, genauso wie z.B. Connemaras.
Aller Theorie zum Trotz kannte ich allerdings eine ca. 1,80 m große Frau, die in den Neunzigern auf vielen O-Ritten getroffen habe, die sie mit ihrem ca. 1,30 m großen Welsh-B bestritten hat. Okay, die Frau war sehr schlank, trotzdem sah es natürlich etwas seltsam aus. Dem Pony hat es nicht geschadet, der war immer gesund und wurde meines Wissens auch relativ alt. Im höheren Alter haben ihn dann aber ihre Kinder geritten.

Zitat:
Original von Encanto
War es denn nicht im Grunde immer so, dass alle "Verbesserungen" für den Reiter zum Nachteil für die Gesundheit der Pferde wurde? Wie z.B. bei den Arabern, den Trakehnern, den Paso usw.


Zum Teil. Die Natur bietet natürlich die effektivste Zuchtauslese, wenn es um Gesundheit, Leichtfuttrigkeit und Lebenstüchtigkeit geht. In der menschlichen Pferdezucht legt der Mensch die Kriterien für die Selektion fest. Verschiedene Pferderassen sollten verschiedene Zwecke erfüllen und wurden hierfür selektiert. Bei Rennpferden zählt die Schnelligkeit, bei Zugpferden die Kraft, bei Reitpferden die Rittigkeit, bei Westernpferden der Cowsense usw. Im Prinzip keine schlechte Sache, denn auf diese Art und Weise bekommt man "Spezialisten", die für den jeweiligen Zweck am besten geeignet und leicht trainierbar sind.
Solange man dabei die Grundkriterien wie Gesundheit, Langlebigkeit, genetische Vielfalt und Lebenstüchtigkeit nicht aus den Augen verliert, sollte das auch kein Problem sein. Bei vielen Arbeitspferderassen ist das (noch) der Fall, denn Arbeitspferde wünscht man sich gesund, leichtfuttrig, alltagstauglich, unkompliziert und langlebig. Ein Arbeitspferd, das seinen Job beherrscht und selbstständig mitarbeitet, ist Gold wert und soll lange halten. Leider geraten grundlegende Eigenschaften aber ins Hintertreffen, sobald Züchter das große Geld wittern und anfangen, Pferde zu züchten, die ausschließlich für die Show oder fürs Turnier taugen. Diese Pferde werden teuer eingekauft und sind ein Investment, das einzig und allein zum Geldverdienen gezüchtet wird. Gesundheit und Langlebigkeit sind hier nebensächlich, es geht darum, schöne und spektakuläre Pferde zu züchten und in Rekordzeit auszubilden, um möglichst schnell Erfolge zu erreiten, damit das Pferd schnell hohe Gewinnsummen einbringt (um mal den Warmblut-Turniersport als Beispiel zu nehmen, der inzwischen zum Milliardengeschäft mutiert ist). Show-Araber müssen nur ein paar möglichst spektakuläre und aufgeregte Runden im Führring laufen, ob sie reitbar sind, ist nebensächlich. Bei den Westernpferden sieht es ähnlich aus, auch da gibt es inzwischen reine Halter- und Show-Linien, die völlig überzüchtet sind und an diversen Erbkrankheiten leiden. Dasselbe bei den Peruanern: Einst harte und bequeme Langstreckenpferde, wurden sie immer mehr zu Showstramplern mit spektakulären Gängen, die sie maximal eine Viertelstunde lang zeigen müssen. Bei den Isländern geht die Zucht auch erschreckend in Richtung Turnierzucht. Das vorrangige Zuchtziel scheint ein Pferd zu sein, das gut aussieht und 10 Minuten lang möglichst spektakulär über die Ovalbahn flitzt. Ob das Pferd gesund, langlebig und alltagstauglich ist, ist weniger interessant und lässt sich bei Zuchtprüfungen auch schwer beurteilen.

Leider sind Menschen oft der Ansicht, dass "mehr immer besser ist" und schießen dann übers Ziel hinaus. Ein Hechtkopf sieht aber nicht besser aus, wenn der Kiefer im 90-Grad-Winkel absteht.
Ein weiteres Problem ist der Einsatz weniger "Modehengste", starke Linien- und Inzucht, was die genetische Vielfalt einengt und Erbkrankheiten Tür und Tor öffnet.

Der Sinn und Zweck hochweiter Bewegungen erschließt sich mir auch nicht. Hochweite Bewegungen sind oft unbequem und unökonomisch. Pferde mit flachen, wenig raumgreifenden Gängen sind um ein Vielfaches trittsicherer und ökonomischer unterwegs. Der einzige Grund, Pferde mit Extrembewegungen zu züchten, ist, weil sie eben spektakulär für die Zuschauer sind und von den Richtern höher bewertet werden. Das "Höher, schneller, weiter" ist inzwischen derart zum Selbstzweck geworden, dass die Sinnhaftigkeit überhaupt nicht mehr hinterfragt wird. Die extreme Fokussierung auf Außenwirkung und spektakuläre Optik ist auch eine Begleiterscheinung unserer Zeit.



Geschrieben von Marianna am 09.01.2023 um 22:04:

 

Danke für deine Antwort Yria. Ich habe sehr viel ausprobiert und jetzt eine gute Reitlehrerin gefunden. Leider kann sie nicht so oft zu uns kommen und ich bin auf mich selbst gestellt. Ich versuche halt möglichst viel zu lernen um meinem Pferd ein gute gesundes Leben zu ermöglichen. Leider gibt es nicht sehr viel Lektüre zu dem Thema.



Geschrieben von yrja am 11.01.2023 um 11:31:

 

Zitat:
Original von Marianna
Danke für deine Antwort Yria. Ich habe sehr viel ausprobiert und jetzt eine gute Reitlehrerin gefunden. Leider kann sie nicht so oft zu uns kommen und ich bin auf mich selbst gestellt. Ich versuche halt möglichst viel zu lernen um meinem Pferd ein gute gesundes Leben zu ermöglichen. Leider gibt es nicht sehr viel Lektüre zu dem Thema.


Ich verstehe dich sooo gut... Habe mich ja dann irgendwann mit Online Unterricht abgefunden (und staune, wie gut das jetzt doch geht!), weil DIE passende RL für uns leider elend weit weg wohnt...

Eine Facebook-Gruppe gibt es glaube ich immerhin, die nicht so schlecht ist, also zum Thema Hypermobilität und richtiges Training smile



Geschrieben von Marianna am 11.01.2023 um 19:03:

 

Yria wie schön, dass es so eine gute Lösung für euch gab. Ich dachte eine Weile ich hätte einen Vogel weil keiner die Not meines tollen Pferdchens gesehen hat, dabei war er immer so bemüht und ehrlich. An der Facebook-Seite hätte ich Interesse.



Geschrieben von yrja am 11.01.2023 um 20:16:

 

Zitat:
Original von Marianna
Yria wie schön, dass es so eine gute Lösung für euch gab. Ich dachte eine Weile ich hätte einen Vogel weil keiner die Not meines tollen Pferdchens gesehen hat, dabei war er immer so bemüht und ehrlich. An der Facebook-Seite hätte ich Interesse.


Ja, es ist oft so... Ich war mir der Problematik auch zu wenig bewusst - wie schwierig manche Dinge für mein Pferd sind!

Hier: https://www.facebook.com/groups/468381459987486

Und allenfalls das noch: https://www.wiebkehasse.de/produkt/hypermobile-pferde-gesund-trainieren/



Geschrieben von Marianna am 11.01.2023 um 21:20:

 

yrja Du bist ein Schatz. Vielen, vielen Dank.


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