DasGangPferdeForum (http://www.dasgangpferdeforum.de/index.php)
- Rund ums Gangpferd (http://www.dasgangpferdeforum.de/board.php?boardid=2)
-- Umgang & Verhalten (http://www.dasgangpferdeforum.de/board.php?boardid=9)
--- Rangordnung (http://www.dasgangpferdeforum.de/thread.php?threadid=17573)


Geschrieben von Morgaine am 14.08.2021 um 09:39:

  Rangordnung

Ich fand es schon immer spannend, die Rangordnung in einer Herde zu beobachten, gerade wenn auch ein neues Pferd integriert wird.
Dachte aber bisher immer, das es da eine feste Reihenfolge gibt 1.Rang, 2. Rang, 3. Rang etc, sehe aber jetzt bei meiner kleinen 4-er Herde, dass es vielschichtiger ist.

Branda weicht Svala
Gloria weicht Svala
Gloria weicht Branda
Yldis weicht Branda

Svala weicht Yldis

Also:
Svala ist Chefin über Branda und Gloria
Branda ist Chefin über Gloria und Yldis
Yldis ist Chefin über Svala

Irgendwie passt das für mich nicht so

(Das Verhältnis Gloria/Yldis habe ich noch nicht herausgefunden)

M.



Geschrieben von glumur am 14.08.2021 um 10:14:

 

Morgaine, Rangordnungen in Herden sind wohl deutlich dynamischer und verschachtelter als wir und das lange so vorgestellt haben.
Marc Lubetzki ist zu dem Thema ganz spannend. Der ist Tierfilmer und hat viel an frei lebend Pferden, größere und kleinere Herden, beobachtet. Ich schleiche da schon länger um.ein Buch von ihm herum.

Beim Fuchs auf dem Padock ist das ähnlich. Der oberste Boss ist ein altes Shetty, der führt die Herde, weicht aber trotzdem vor dem Fuchs (der sich einfach oft unhöflich benimmt, aber von den anderen nicht so richtig "ernst genommen" wird)

Schönes Thema!



Geschrieben von Tristan am 14.08.2021 um 14:16:

 

Ich habe bei uns auch festgestellt, dass die Rangordnung sehr verschachtelt ist.

Wir waren mit 3 der Gruppe auswärts - da ist es mir das erste Mal so richtig aufgefallen:
Pferd A schickt Pferd B weg, Pferd B schickt Pferd C weg und Pferd C schickt wiederum Pferd A weg.....

Und sowas ist mir auch in der gesamten Herde von 11 Pferden mehrfach aufgefallen.



Geschrieben von Atli am 14.08.2021 um 17:03:

 

Ein Ausweichen muss aber nicht unbedingt rangniedriger bedeuten.
Ein netter, souveräner Chef geht auch mal zur Seite cool

Sputnik war ja viele Jahre - neben der Chefin Flikka großes Grinsen - der Boss in der Herde und hatte es einfach nicht nötig oder vielleicht auch keine Lust immer den Chef raushängen zu lassen, so dass er öfter zur Seite ging, wenn z.B. ein anderer ans Futter wollte und Platz war, bzw. er keinen Hunger hatte. Er war absolut souverän und immer meine Wahl, wenn ich ein unkompliziertes Gesellschaftspferd - auch für fremde Pferde - brauchte Augenzwinkern
Es hätte aber niemals ein anderes Pferd gewagt, ihn zur Seite zu stellen, auch das neue, fremde nicht.
Einmal hat es dann aber doch über einen längeren Zeitraum immer wieder richtig geknallt, als ein ebenfalls sehr ranghoher Wallach in die Herde kam. Es endete damit, dass die beiden sich völlig ignorierten, also Luft füreinander waren großes Grinsen

Ob allerdings Chefin Flikka oder Boss Sputnik ranghöher als der andere war, konnte ich die ganzen Jahre nicht feststellen. Die beiden waren aber auch richtig dicke Freunde!

Zur Zeit gibt es eine ähnliche Konstellation mit der netten, souveränen Chefin Náttdis und dem absoluten Boss Njördur. Wobei sich Flokka auch Richtung Chefin entwickelt. Mal schauen ...



Geschrieben von stechmuecke am 15.08.2021 um 14:20:

 

DIE Rangordnung konnte ich auch noch nie feststellen.
Ich bin auch überzeugt davon, dass wir gar nicht wissen, was da in einer Herde so alles abgeht. Das erkennen wir einfach nicht.
Meine Stute war im alten Stall immer die Rangniederste, wenn es ums Trinken ging, kam es aber schon sehr oft vor, dass sie die erste war, die trinken durfte. Überhaupt durfte sie sehr viel und hatte noch mit 15j irgendwie Fohlenstatus. Im Ernstfall hat sie aber sich nie aufgelehnt. Der Wallach war der beste Freund von der Chefin. Sehr rangnieder, aber stets im Schutz, so dass er auch viel durfte.
Vor zwei Jahren haben wir dann ein neues Pferd in die eingeschworene Familienbande integriert. Die Herde war offen, weil die Chefin gestorben war. Meine wurde von ihrer Mutter dann zum Jagen des neuen Pferdes geschickt. Meine Vermutung: weil sie selbst nicht so viel und schnell laufen konnte. Also musste das Töchterchen das übernehmen.
Bis zur Herdenauflösung ein Jahr später hat sich kein wirklicher Chef mehr herauskristallisiert.

Die Rangordnung, falls es die gab, hat sich die Jahre auch immer etwas nach Gesundheitszustand der Pferde geändert. Die absolute Chefin hat sich am Ende weniger eingemischt, für mich die Chefposition aber nie aufgegeben. Bei den anderen Stuten gingen bei uns Menschen die Meinungen auseinander, wer mehr zu sagen hat.
Bei meiner fand ich auch immer sehr spannend, dass sie als Reitpferd dann auf einmal ein ganz anderes Pferd war. Wir hatten eine Zeitlang ein wenig Reitbetrieb. Meine war dann auch immer mein Pferd beim Ausreiten. Die hat dann immer alle anderen Pferde hinter sich gehalten. In den Modus verfällt sie heute noch manchmal. Der Unterschied ist, dass nur noch "Gleichberechtigete" mit ausreiten Augen rollen großes Grinsen



Geschrieben von Ragna am 15.08.2021 um 15:40:

 

Die Pferde untereinander zu beobachten kann ungeheuer spannend sein. Fengari wollte schon sechsjährig Boss sein, aber der damalige Boss war erst ein Jahr älter und ließ sich das nicht gefallen, also hatten wir für zwei Jahre zwei Herden. In seiner Vierer-Herde war Fengari Boss über den 13 Jahre älteren Wallach und die 7 Jahre ältere Stute, wobei er bei Stuten immer sehr großzügig war. Ich nehme an, dass er im Zweifelsfall auch ranghöher als Ragna war, die ihn wiederum als Puffer gegen den anderen Wallach benutzte. Nach zwei Jahren hatte sich Fengari damit abgefunden, nur Vizechef in der wieder zusammengeführten Neuner-Herde zu sein. Als der Chef weitere zwei Jahre später starb, war Fengari sofort unangefochten Herdenchef, dem lediglich von Ragna mit Mimimimi begegnet wurde. Ragna war in all dieser Zeit ranghöchste Stute.

Kurz nach dem Tod des früheren Chefs kamen zwei neue Pferde in die Herde, ein absolut unkomplizierter Wallach und eine Schimmelstute, die Ragna sofort den Rang abknöpfte, was diese aber nicht so akzeptieren wollte, so dass es zwischen den beiden Damen öfter mal krachte. Kaum war allerdings die Besitzerin der Schimmelstute schwanger und konnte sich nicht mehr so kümmern, holte sich Ragna ihren höheren Rang wieder. Als das Baby geboren war und die Besitzerin wieder öfter kam, dauerte es nicht lange, bis sich die Schimmeline wieder an die Spitze setzte.

Als Fengari vor zwei Jahren nur eine Woche in einem anderen Stall verbracht hatte, hatte Ragna bei nunmehr nur noch 8 Pferden zwei weitere Plätze verloren, weil sie nicht mehr Fengari vorschicken konnte, um ihr den Weg freizuräumen. In dieser Woche war ich in Norddeutschland gewesen und hatte ihr auch nicht den Rücken stärken können. Sie kam nach dieser Woche ebenfalls in den anderen Stall zu Fengari. Als Fengari im September 2019 auf den Wiesenhof gebracht wurde, kam Ragna über anderthalb Jahre nicht mehr von sich aus zu mir, weil ich ihren Schutzschild Fengari weggenommen hatte. Erst seit sie auch auf dem Wiesenhof ist, kommt sie wieder von sich aus zu mir, obwohl sie nicht mehr mit Fengari zusammensteht.

Ragnas Mutter Gáta gelang es zeitlebens, sich schnellstmöglich mit einer der ranghöchsten Stuten anzufreunden. Mit Pála verstand sie sich aber nicht gut und mied sie so gut es ging. Als nun Lukka neu in die Herde kam, wollte Gáta die Neue mobben, aber die hatte sich zu ihrem Glück (Nomen est Omen!) sofort mit Pála angefreundet, so dass Gáta immer erst die Lage checkte, bevor sie Lukka angiftete.

Von Ragna habe ich gelernt, dass Pferde durchaus etwas strategisch denken können. Ragna benutzte erst den früheren, jungen Herdenchef und später Fengari als Puffer gegen Pferde, gegen die sie sich nicht so durchsetzen konnte. Im Solothurn verwendete sie beim Fressen immer die 28jährige Stute der Stallbesitzerin als Schutzschild gegen den Herdenchef.



Geschrieben von Lind am 15.08.2021 um 17:40:

 

Zitat:
Original von stechmuecke
Die absolute Chefin hat sich am Ende weniger eingemischt, für mich die Chefposition aber nie aufgegeben.


Das beobachte ich auch. Bei uns war immer mein Wallach der Chef. Er war so ein Chef, der nie viel daraus gemacht hat und den anderen auch viel durchgehen ließ, aber im Ernstfall war er halt der Bos. Den zweiten Rang hatte eine Fuchsstute. Sie war auch die Lieblingsfrau vom Boss.
Danach kamen eine Fuchsstute und eine Rappstute. Wer von denen Ranghöher war, war nie klar. Sie waren irgendwie beide auf Platz drei. Die beiden haben sich immer gut verstanden und es war wohl egal, wer da Ranghöher war.
Die beiden Stuten, die wir als Fohlen gekauft haben, blieben ganz lange Zeit ranglos. Sie durften viel, blieben da irgendwie im Fohlenstatus, wurden aber bei Bedarf von allen gerüffelt.

Mittlerweile sind Rang 2 und die beiden Stute auf Rang 3 gestorben. Das eine "Fohlen", eine Scheckstute ist ranghoch. Die windfarbene Stute ist rangniedriger. Der Wallach ist immer noch Chef. Eigentlich. Aber oft geht es ihm total auf den Geist, wenn die Stuten sich um einen Platz streiten und er geht einfach. Er überlässt der rangniedrigen sogar oft seinen Futtereimer und geht, weil er seine Ruhe haben will. Will er aber etwas, müssen beide Stuten weichen.


Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH